Tuesday, March 29, 2016

Moritat einer unhaltbaren Theorie: Der unzüchtige Bach


Beim traditionellen Osteressen unserer Familie hatte ich laut getönt, dass es selbstverständlich einen historisch nachgewiesenen Zusammenhang zwischen der Beischlaffrequenz mit der Mätresse oder Ehefrau und der musikalischen Begabung eines Komponisten gibt. Wer angibt, hat mehr vom Leben, heisst es oder sollte ich sagen: "Hättest du doch bloß geschwiegen, oh Frater Bartmoss!". Es hilft nichts: Ich muss da nun durch!

Als ich die Weiten des Internets nach Material für diese unhaltbare Theorie abgesucht hatte - mit hochrotem Kopf und Wasser in den Schuhen -, stolperte ich bei der Lektüre einer recht trockenen Webseite über folgende Urteilsbegründung: "Sie hörten regelmäßig überlaute Musik und gaben laute Geräusche beim Sexualverkehr von sich." Inklusive der ausgestoßene "Yippie"-Rufe stellt das Ganze eine unzumutbare Belästigung der Nachbarn dar und muss in Zukunft auf Zimmerlautstärke geschehen. Das ist doch schon einmal ein Beginn, auch wenn Wilhelm Busch das wesentlich eleganter ausgedrückt hat: "Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden." Dieser Schlingel, wenn man bereit ist, die Zeilen mit der trockene Poesie deutscher Amtsgerichte zu interpretieren.