Wednesday, August 29, 2012

Bratwurst, Bier und Theologie (1)

Betriebsfeste. Eine Angelegenheit, die es ermöglicht, dass sich Management und gewöhnliches Arbeitsvolk auf gleicher Augenhöhe treffen. Wie der geneigte Leser sicherlich gleich erraten hat, wurde von dem Unternehmen, bei dem ich angestellt bin, die jährliche Betriebsfeier ausgerufen und wie es nun einmal so ist, geht man zuerst einmal mit gemischten Gefühlen auf so eine Festivität. Vor dem inneren Auge sieht man eine Zusammenrottung schwer alkoholisierter Arbeitskollegen, die falsch singen, merkwürdig tanzen und sonderbare Verhaltensweisen an den Tag legen. Und die besagte Begegnung auf gleicher Augenhöhe? Die findet zur fortgeschrittener Stunde unter dem Tisch, auf Knien und Hände gestützt, statt. Solche Bilder im Kopf kommen ja nicht irgendwo her: Ein gerüttelt Maß an bisherigen eigenen Erfahrungen, als auch Erfahrungen aus zweiter Hand (Bücher!) tragen dazu bei. In letzteren Fall ist Eckhard Henscheid schuld, der nicht nur ein Meister der deutschen Sprache, sondern auch ein scharfer Beobachter der Niederungen deutscher Betriebsfeierlichkeiten ist. Zeugnis davon findet sich in dessen Trilogie des laufenden Schwachsinns, wo unter anderem mit Hilfe eines Lachsacks jegliche höhere Gesellschaftskultur bei einem Betriebsfest vom Tisch gemäht wird. Kurzum: Es reiht sich eine Peinlichkeit an die andere und man fragt sich, ob man das Bild des Kollegen, dessen Kopf in einem Mülleimer steckt, jemals wieder aus seinem eigenen Kopf heraus bekommt. Die Illusion, dass die Kollegen aufrecht gehende Menschen sind, die eine gewisse Würde und Anstand besitzen, ist nicht ganz unwichtig für das Betriebsklima und den unbefangenen Umgang miteinander.


Aber es kam anders, den Göttern sei gedankt. Wahrlich ich sage euch: Regelmäßige Opfergaben an die Götter des lauteren Unsinns erhöhen die Lebensqualität ganz ungemein und sorgen für Überraschungen im Leben: Manierlich benehmende Menschen bevölkerten die Tische, Kinder spielten friedlich auf der angrenzenden Wiese, das Essen war erträglich und die Gespräche erbaulich. Flux kam das Thema auf die Theologie und die damit verbundenen Fallstricke und tiefen Gruben der Paradoxa. Mit Bier und Würstchen in der Hand wurden die Konzepte von Gut und Böse hinterfragt und eine Einteilung der buckligen Verwandschaft in die unterschiedlichen Höllenkreise vorgenommen. Und das alles im schwierigen Dante Alighieri Stil. Dessen Göttliche Komödie liefert ja einiges an Material für unterhaltsame Stunden, ist aber im Orginal nur demjenigen zu empfehlen, der die Dichtkunst liebt und ein Herz für die Poesie hat. Das habe ich nicht: Wie Flann O'Brian bin ich der Meinung, dass Poesie zum größten Teil Mist ist und unglücklicherweise eine Menge Nachahmer anzieht, die wiederum Mist produzieren. Ein unheilvoller Kreislauf! Aber um beim Thema zu bleiben: Eine leichtere Einführung in das Thema bietet "Das zweite Inferno" von Larry Niven & Jerry Pournelle. Diese Erzählung beruht auf der Göttlichen Komödie und erzählt die Geschichte eines Science Fictions Autors, der nach einem Besäufnis in der Hölle landet und von Benito Mussolini durch die sieben Kreise der Hölle geführt wird. Oder wer italienisch kann und eher am Werk bleiben will: Roberto Benigni liefert auf seine ganz eigene Art eine Interpretation ab, die auch mit englischen Untertiteln klasse ist.

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