Saturday, September 6, 2014

Modjadji oder der Freie Fall des Regens (2)

Anmerkung: Teil 2, der eigentlich Teil 4 ist.... "Random" halt :)

 

 

Der Sturm im Wasserglas


Fragwürdig!
"Was ich suche?" fragte sie. "Den Weg nach Hause natürlich!" Obwohl die Stadt Charme hatte, befand sie mit einer lässigen Handbewegung, war es nicht wirklich ihre Heimat. Stadbewohner sind ein seltsames Volk, welches seine Zeit mit Wehklagen über Wind und Wetter verschwendet und entweder über einen zu langen Winter oder einen zu warmen Sommer lamentiert. Jahreszeiten in ihrer Heimat sind dagegen etwas, dem man Respekt entgegenbringt. Auch wenn die Spucke gefriert, bevor diese auf dem Boden landet, es würde niemand auf die Idee kommen, sich über Schnee und Kälte zu beschweren. "Du hast vergessen, dass das Essen in der Stadt grauenhaft und die Kinder schlecht erzogen sind" sagte ich mit einem verschmitzten Grinsen. Die Regenkönigin winkte ab, strich sich eine hartnäckige Haarsträhne hinter das Ohr und lehnte sich zurück. "Die Elemente sind nicht der Feind, sie geben unserer Existenz einen Sinn!"

Mir gefiel die Richtung nicht, in die sich das Gespräch entwickelte. Ich bin bereit eine Menge Mist in dieser Welt als gegeben hinzunehmen, bekomme aber nervöse Zuckungen, wenn Spinner und Esoteriker ihren geistigen Müll bei mir abladen. "Und Väterchen Frost hat dich das gelernt, als du auf seinen eisigen Knien geschaukelt bist?" fragte ich in einem sarkastischen Tonfall. "Frostbeulen stärken den Anstand und das tiefere Verständnis für Sauwetter?" Ich deutete mit dem Daumen lässig über meine Schulter Richtung Fenster, hinter dem immer noch der Regen zu sehen war. Sie lächelte, aber in diesem Lächeln war keine Spur von Freundlichkeit mehr. Ich wusste, dass ich eine unsichtbare Grenze überschritten hatte und das Schweigen, das folgte, machte mir das sehr wohl bewußt. Es war ein Schweigen von der Art, dass immer unangenehmer wurde, je länger es andauerte. Perfekt um Selbstzweifel und Schuldgefühle zu wecken. Unmissverständlich und klug. Eine höfliche Art und Weise mitzuteilen, dass man sich wie ein Arsch vor einem zivilisierten Menschen aufgeführt hat. Und natürlich wusste Sie, dass ich es wusste. Unangenehm.

Sie legte ihr Kinn in die aufgestützte Hand und sah mich lange an: Ein weiteres Schweigen, aber diesmal nicht, um mich abzustrafen, sondern weil sie eine Entscheidung zu treffen hatte - Wortlosigkeit kann sehr beredsam sein. Schließlich richtete sie sich auf und schob das halbleere Wasserglas zwischen uns....

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