Thursday, April 11, 2013

Rezension: Das Spiel der Götter, Band 1

Das "Spiel der Götter" von Steven Erikson ist mit Sicherheit keine Fantasy Serie, die sich einem einfach erschließt. Die Geschichte ist komplex und am Anfang verwirrend, denn: Man wird ohne Vorkenntnisse einfach in diese Welt hineingeworfen und muss diese kennenlernen. Man ist ein Gestrandeter in einem fremden Land mit einer nicht bekannten Vorgeschichte und irrt herum. Staunend, verwundert, manchmal verzweifelt, denn Steven Erikson kennt im ersten Band keine Gnade. Es werden mehr und mehr Charaktere eingeführt, oft Schauplätze gewechselt und es gibt keine gute oder böse Seite. Nur ein dunkles Grau, denn die ersten Bände beschreiben die Invasion des Malazanischen Imperiums und alle Beteiligten schenken sich nichts. Es herrscht Krieg mit all den Grausamkeiten und Gewalt, die dieser bringt. Man kann das als Warnung betrachten, denn obwohl die Gewalt in den Büchern nie verherrlicht wird, beschreibt sie Erikson doch mit sehr deutlichen Worten. Es ist eine gewaltätige und brutale Welt, aber auch voller Schönheit, Wunder und Liebe.


Und wir wollen es nicht verschweigen: Viele Leser haben den ersten Band in die Ecke gepfeffert, denn der klassische Aufbau und Chronologie werden durch Zeitsprünge, Rückblicke und den Wechsel von Handlungsorten aufgebrochen. Hatte ich mehrere Kontinente erwähnt? Oder die Ebenen der Magie? Aber sich durch die ersten verwirrenden Seiten zu lesen lohnt sich. Man wird mit einer einzigartigen und komplexen Welt belohnt, die einen Tolkien vor Neid erblassen läßt. Was mir gut gefällt ist einer der Grundideen, mit der sich Erikson wirklich geschickt spielt. Unter dem Druck der gemachten Erfahrungen können Menschen zu Götter aufsteigen, die im allgemeinen ein intrigantes und manipulatives Pack sind - der deutsche Name ist da Programm. Übrigens: Götter in dieser Welt können durch die Hand einfacher Wesen durchaus sterben ^^

Im "Spiel der Götter", das wie "Das Lied von Eis und Feuer" von George R.R. Martin zur Fantasy der neueren Generation zählt, ist der Tod also allgegenwärtig: Hauptpersonen können und werden sterben, daher sollte man sich nicht allzusehr in die ausgezeichnet geschilderten Charaktere verlieben. Der Unterschied zwischen beiden Serien ist jedoch deutlich: Während George R.R. Martin eher das Mittelalter mit einem kleinen Anteil Fantasy beschreibt, ist das "Spiel der Götter" epische High Fantasy mit einem kleinem Schuss Mittelalter. Das macht sich auch bemerkbar in der Ausarbeitung der Welt und Komplexität der Beziehungen zwischen den Völkern, unter denen nicht-menschliche Rassen wichtige Rollen spielen. Den Göttern sei Dank, dass Erikson hier erfolgreich das Schwarz-Weiß Schema "Grün-Böse-Ork" und "Baumkuschler-Gut-Elf" vermeidet.

Für diejenigen, die mit "Das Lied von Eis und Feuer" etwas anfangen konnten und Fantasy lieben, sei die Serie an das Herz gelegt.




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